Donnerstag, 7. Mai 2009

Interkulturelle Gemeinschaftsgärten

Ursprünglich entstand die Idee der Gemeinschaftsgärten in den 1970er Jahren in New York und war bekannt als Community Gardens. In Deutschland entstand in späterer Folge der Verein „Internationale Gärten“ aus einem in Göttingen entwickelten Konzept und diente der Völkerverständigung und Integration. Das Konzept basiert auf der Idee die Kommunikation zwischen MigrantInnen, Flüchtligen, GastarbeiterInnen und Einheimischen zu fördern und Integration möglich zu machen. Auslöser für die Verbreitung der Interkulturellen Gemeinschaftsgärten in Deutschland waren Frauen aus Bosnien die aus ihrer Heimat, aufgrund des damaligen Krieges, flüchteten und begannen auch in Deutschland wieder Gärten zu pflegen.
In Österreich existiert nun auch seit kurzem der Gartenpolylog. Er ist ein Verein der versucht die Idee der interkutlurellen Gemeinschaftsgärten zu verbreiten. Er unterstützt bereits bestehende Projekte und versucht selbst welche zu initiieren. Interkulturelle Gemeinschaftsgärten sollen eine Durchmischung der Menschen fördern, d.h. Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts, Herkunft, sozialem Hintergrund und gärtnerischem Know-How. Die Kommunikation der Austausch und die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt sowie Das- Sich- Einbringen jedes Einzelnen stellen die zentralen Themen dar. Die gemeinsame Arbeit im Garten kann man auch als stetige gruppendynamische Übung sehen, denn gemeinsames Tun fördert neben den bereits oben genannten Punkten auch den Gruppenzusammenhalt und Integration. Gerade beim Aufeinandertreffen von Menschen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund ist das wichtig. Vor allem aber sollen Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft in unserer Gesellschaft ausgegrenzt sind hier die Möglichkeit finden am sozialen Leben teilzunehmen. Projekte dieser Art zeigen, dass eine neue Definition für Integration notwendig ist und zwar dahingehend, dass Integration von MigrantInnen die Teilhabe am sozialen Leben bedeutet. Diese soll durch den Austausch und gemeinsame Aktivitäten gewährleistet werden. Beim Gärtnern hat das einen doppelten Effekt, denn die Menschen treffen mit unterschiedlichen Vorwissen aufeinander und unterschiedlichen Zugängen zu Nahrung, denn gerade der Verlust der bekannten Nahrung ist eine zusätzliche Erschwernis in einem anderen Land.
Ein Beispiel für die Form der Vertrauensschaffung über die Nahrung zeigt das AsywerberInnenheim in Greifenstein, wo sie gemeinsam einen biologischen Garten bewirtschaften. Das Grundstück umfasst rund 18 000m² und wird von circa 50 volljährigen AsywerberInnen betreut. Hintergrund ist, dass viele psychische Probleme haben, manche körperlich beeinträchtigt sind und nur sehr wenige in Österreich arbeiten dürfen. Neben der fremden Umgebung, den fremden Menschen usw. ist häufig auch das Essen fremd. Deshalb wird hier ein Anknüpfungspunkt geschaffen um ein wenig Vertrauen in der neuen Lebenssituation zu schaffen, indem sie ihnen bekanntes Obst und Gemüse anbauen und Speisen ihrer Herkunftsländer zubereiten.
Gärtnern ist eine dem Alltag zugeordnete Tätigkeit. Es gibt in ganz Österreich bereits Gärten, die für diese Projekte genutzt werden können. Aber gerade in einer Stadt wie Wien, wo kultivierbare Flächen nicht im Übermaß vorhanden sind, wäre die Schaffung solcher Anlagen wünschenswert. Ebenfalls anzumerken ist, dass diese Form der Gärten häufig nicht nur über Organisationen, sondern auch über Selbstorganisation läuft. Selbst organisieren heißt, dass sich eine Gruppe autonomer Menschen zusammenfindet und unabhängig von einer Institution, in diesem Fall einen Boden bewirtschaftet.
Es gibt viele Formen der interkulturellen Gemeinschaftsgärten z.B. als Zusammenarbeit mit Volksschulen, AsylwerberInnen, Gärten wo junge und alte Menschen aufeinandertreffen usw.
Eine andere Möglichkeit wäre es, einen Gemeinschaftsgarten in Zusammenhang mit einer Innenhofbegrünung zu schaffen, in Wien zum Beispiel wird das von der Gemeinde gefördert.
Was wird nun in einem interkulturellen Gemeinschaftsgarten angebaut? Das ist je nach Größe und Gegebenheiten unterschiedlich. Es kann von Streuobstwiesen bis hin zu einem kleinen Hochbeet und Kräuterschnecke reichen. In manchen Städten nutzen Menschen auch Parks um dort Blumen anzusäen und dadurch das Stadtbild zu verschönern. Wie solche Gärten entstehen ist sehr unterschiedlich. Es kann eine Organisation dahinterstehen wie der Gartenpolylog oder Menschen die bereits einen Garten haben und den nicht alleine bewirtschaften wollen.
Der Gartenpolylog veranstaltet einmal im Jahr eine „Netzwerktagung zu interkulturellen Gemeinschaftsgärten“. Dieses Jahr ist das Thema „Interkulturelle Gemeinschaftsgärten als grüne Lernorte“. Die Tagung bietet Organisationen, Lehrenden aber auch Privatpersonen eine Plattform sich untereinander zu vernetzen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen